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Dorfkirche Fretzdorf (Ostprignitz-Ruppin)

Termin: 29.09.2007, 15:00 Uhr
Ansprechpartner: Frau Dr. Siegrid Schmidt
Telefon: 033964 - 50226
Adresse: Dorfstraße 8
  16909 Fretzdorf
Lage: maps.google.de/maps

Die Kirche

Fachwerkkirche um 1704 mit reicher Barockausstattung.


Quelle Text: www.altekirchen.de, Fotos: Theater in der Kirche

Pressestimmen zum Auftritt

Märkische Allgemeine Zeitung (ms, 12.10.2007)

Drama erster Klasse

„Kabale und Liebe“ Theater in der Kirche jüngst in Fretzdorf

 

FRETZDORF Eine Premiere gab es kürzlich in Fretzdorf. Erstmals in der Geschichte der mehr als 300-jährigen Kirche waren die Bewohner des Dorfes zu einem Theaterstück in ihr Gotteshaus eingeladen worden. Das 1784 uraufgeführte Drama „Kabale und Liebe“ des damals 25 Jahre alten Friedrich Schiller stand auf dem Plan. Und das Ensemble vom Verein „Theater in der Kirche“ vermochte es, auch mit dem Abstand von 223 Jahren die Zuschauer zu fesseln.

 

Zu erleben war in der Inszenierung von Heidi Walier eines der klassischen Liebesdramen der Theatergeschichte: Ferdinand (Nico Walier), der Sohn des Präsidenten von Walter (Gernot Ernst), liebt Luise (Sita Griem), Tochter des Musikus Miller (Frieder Ott). Doch beiden Vätern widerstrebt die unstandesgemäße Verbindung. Der Präsident versucht, seinem Sohn die Heirat mit Lady Milford (Nadja Leonhard), der Mätresse des Fürsten aufzuzwingen. Doch der lehnt entschieden ab, und so kommt es zu einem teuflischen Plan, den Wurm (Milos Kostic), der Sekretär des Präsidenten, ausheckt. Er hat selbst ein Auge auf Luise geworfen und zwingt diese, einen von ihm diktierten Liebesbrief an den Hofmarschall von Kalb zu schreiben, da sonst ihr inzwischen inhaftierter Vater nicht wieder freikommen würde. Dieser Brief wird Ferdinand zugespielt. Doch es kommt anders als vorhergesehen: Ferdinand vergiftet in rasender Eifersucht die Geliebte und sich selbst.

 

Mit diesem Stück brachte der junge Schiller Missstände seiner Zeit auf die Bühne, die er aus eigener Erfahrung kannte. Das Ausleben einer Liebe, die Standesgrenzen überwand, schien im 18. Jahrhundert kaum möglich. Aber auch die Rücksichtslosigkeit materiellen Denkens kam zum Ausdruck, wenn etwa das Lady Milford durch den Fürsten zugedachte Geschmeide nur deshalb erschwinglich war, weil dieser ohne Skrupel Landeskinder als Soldaten nach Amerika verkaufte.

 

Das Publikum dankte mit lang anhaltendem Applaus und ließ sich auch durch technische Probleme nicht stören. So gab es eine längere Pause, weil die Absicherung der doch schon etwas in die Jahre gekommenen Elektroleitungen in der Kirche für die zahlreich installierten Scheinwerfer nicht ausreichte. Ansonsten bot der intime Charakter der Fretzdorfer Kirche den richtigen Rahmen für das Stück. Eine eigens aufgebaute Bühne sorgte dafür, dass man auch aus der letzten Reihe eine gute Sicht auf die Akteure hatte. In der Pause und nach Abschluss des Stückes gab es Kulinarisches, das die emsigen Mitglieder des Fördervereins der Dorfkirche liebevoll vorbereitet hatten. So bleibt nur, allen Beteiligten für den Nachmittag zu danken, der mehr als 400 Euro an Spenden erbrachte.

 

Das Stück wird auch am 14.Oktober um 15 Uhr in der Kirche Gadow (bei Wittstock) aufgeführt. ms

 

Märkische Allgemeine Zeitung vom 12.10.2007