Pressetext 2010Theater in der Kirche Tournee 2010 vom 21. August bis 16. Oktober 2010 an 15 Spielorten
Pressetext zu Arthur Schnitzlers „Liebelei“ in der Bearbeitung und Inszenierung von Heidi Walier
Liebelei Schauspiel von Arthur Schnitzler (1862 – 1931)
Um seinen Freund Fritz Lobheimer von seinem amourösen Verhältnis mit einer verheirateten Dame aus besseren Kreisen abzulenken, hat Theodor Kaiser seine Freundin Mizi und deren Freundin Christine, mit der Fritz seit einiger Zeit auch eine Liaison unterhält, in Fritzens Wohnung eingeladen. Die beiden jungen Frauen können gerade noch rechtzeitig in ein Nebenzimmer komplimentiert werden, als unverhofft der gehörnte Ehemann mit Fritzens Liebesbriefen auftaucht und Satisfaktion verlangt. Während Christine ihre nicht standesgemäße Liebschaft mit einem sozial Höhergestellten vor niemandem verbergen will und damit unbewußt an den Grundfesten der restriktiven sozialen Ordnung der Gesellschaft rüttelt, versucht Theodor, seinem Freund die Liaison mit Christine als amouröse Tändelei ohne Gefahren und tragische Verwicklungen nahezulegen – als eine zeitlich begrenzte Liebelei eben –, und er beruhigt Fritz über den zu erwartenden Ausgang des Duells. Doch es zeigt sich, als wären Fritz und Christine selbst in einer freieren Gesellschaftsordnung nicht die seelischen Wahlverwandten, die über alle Unterschiede des Milieus hinweg an Stelle einer Mesalliance auf Zeit ein dauerhaftes Glück hätten finden können. Christine, die Fritz mit der Unschuld der ersten Liebe hingebungsvoll anbetet, kämpft mit Leidenschaft um seine Liebe. Nichts ahnend von dem Duell, zeigt sich Christine sehr eifersüchtig, was Fritz zunehmend stört, so daß er ihr unter dem Vorwand, seine Eltern zu besuchen, seine Abwesenheit in den nächsten Tagen erklärt, während er in Wahrheit sich dem Hahnrei von Ehemann zum Duell stellt.
Das zwischen 1893 und 1894 geschriebene und im Oktober 1895 am Wiener Burgtheater uraufgeführte Stück (dt. Erstaufführung Februar 1896 am Deutschen Theater in Berlin) machte Schnitzler sofort über die Grenzen Wiens bekannt und brachte dem jungen Autor den Durchbruch als Dramatiker. Ein Jugendtraum hatte sich dem promovierten Mediziner erfüllt, und er konnte fortan als freier Schriftsteller leben. Mit „Liebelei“ hält Schnitzler seinem Publikum einen Spiegel vor, indem er die durchaus wiedererkennbare Lebenswirklichkeit der zeitgenössischen Gesellschaft zeigt und auf der Theaterbühne die moralische Bigotterie hinter dem starren Konsens bürgerlicher Konventionen öffentlich macht. Doch das Schicksal erweist sich dem Menschen als wetterwendige Chimäre, indem es ihm allzuoft das an einer dauerhaften emotionalen Bindung orientierte lebenslange Liebesglück, wie es christliche und bürgerliche Konventionen als romantisch empfindsames Liebesideal postulieren, verweigert. Mag es daher nicht verwundern, ein gewisses Lebensglück häufig nur in der zwanglosen Liebelei als pragmatischer Kleinstform der Liebe zu suchen und zu finden, zeigt Schnitzler in „Liebelei“ doch zugleich in exemplarischer Weise den hier zwar vergeblichen, aber doch höchst ehrenwerten Versuch eines Menschen, sein kostbarstes Gefühl über den Augenblick hinaus zu erhalten und jenseits aller Widrigkeiten seine Würde als Individuum zu wahren – ein zentrales Thema, das Schnitzler als Dramatiker ein Leben lang in immer neuen Varianten beschäftigt hat. Verfilmungen:
TV:
Die Fotos können Sie zur vergrößerten Darstellung einfach anklicken.. Liebelei, Probenfotos in Neu Zittau am 13.08.2010 Liebelei, Probenfotos in der Milastrasse |