HomePresse / KritikenPressestimmen

Pressestimmen 2007

Märkische Allgemeine Zeitung (Ann Brünink, 2.10.2007 )

„Kabale und Liebe“ in zwei Stunden

Schillers Stück in Brielower Dorfkirche kein bisschen verstaubt

 

BRIELOW Obwohl Schillers Trauerspiel „Kabale und Liebe“ bereits 1784 in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde, wirkte es am Sonntag in der Inszenierung der Theatergruppe „Theater in der Kirche“ dennoch kein bisschen verstaubt, sondern blieb spannend bis zur letzten Minute.

 

Das ist natürlich vor allem dem Genie des Dichters zu verdanken, der die Gefühle und Empfindungen der Menschen in seinem Stück psychologisch tiefgehend ausgelotet hat, so dass auch wir Heutigen sie mühelos nachvollziehen können, weil sie sich über alle Zeitläufe hinweg kaum verändert haben. Liebe, Eitelkeit, Ehrgeiz in allen Facetten, Intriganz, Machtstreben und Hass gibt es heute ebenso wie damals. Waren es einst die Standesunterschiede, denen sich die Menschen unterwerfen mussten, so spricht man nun gern von Sachzwängen, ganz gleich, ob es sich um die Auswirkungen von Hartz IV oder die Globalisierung handelt.

 

Regisseurin Heidi Walier hat das Stück ebenso sensibel wie radikal gekürzt, so dass sie in der Brielower Dorfkirche mit einer reinen Spielzeit von zwei Stunden auskam. Dass keine Langeweile aufkam, ist der Schauspieltruppe zu verdanken, die ausnahmslos alle mitreißend gespielt haben. Besonders hervorzuheben ist Milos Kostic. Einen wie ihn muss Schiller vor Augen gehabt haben, als er den schleimigen Sekretär Wurm erfand.

 

Das Stück ist in der Epoche des Sturm und Drangs entstanden. Subjektive Gefühle und individuelle Freiheit von Zwängen der Ständegesellschaft galten als höchstes Gut. Und so handelt Ferdinand, Major und Sohn des Präsidenten, eines hochangestellten Adligen am Hofe des Herzogs, völlig aufrichtig, als er Luise, der bürgerlichen Tochter eines Musikers, seine Liebe anträgt und sie bittet seine Frau zu werden, obwohl dies aufgrund der Standesgrenzen eigentlich unmöglich ist. Angewidert von den Ränkespielen und Intrigen bei Hofe, findet der junge Mann bei Luise genau die Unverdorbenheit und Unschuld, ohne die echte Gefühle nicht möglich sind.

 

Luise erwidert seine Liebe und vertraut seinen Versprechungen. Obwohl ihr Vater die Verbindung zu Ferdinand ablehnt, gesteht er der Tochter Unabhängigkeit in Herzensdingen zu und stellt ihr frei, wen sie innerhalb der Standesgrenzen zum Mann wählt. Deshalb erteilt er Wurm, dem Sekretär des Präsidenten und Verehrer Luisens, eine glatte Abfuhr, als der ihn bittet, er möge die Tochter zu seinen Gunsten beeinflussen. Wahre Liebe habe sich hinter dem Rücken der Eltern zu beweisen. Wer den Vater als Verbündeten brauche, der sei ein Waschlappen, so das Urteil des Musikers. Die gleiche Abfuhr holt sich Wurm bei seinem Brotherren, als er den Präsidenten zu seinem Verbündeten machen will. Auch er meint, dass ein wahrer Kerl seine Liebesangelegenheiten alleine klären müsse. Das hindert den Präsidenten aber nicht daran, seinen Sohn Ferdinand zur Hochzeit mit Lady Milford, der Maitresse des Herzogs, zu zwingen, die er eingefädelt hat, um seine Position zu festigen.

 

Als der junge Edelmann sich empört verweigert, heckt Wurm eine teuflische Intrige aus. Er zwingt Luise, einen fingierten Liebesbrief an einen anderen Mann zu schreiben, den er Ferdinand zuspielt. Der sieht sich in seinen düsteren Ahnungen bestätigt und sagt sich von Luise los. Doch die beiden jungen Leute können ohne die Liebe des anderen nicht leben. Zwar kann Luises Vater ihr den geplanten Selbstmord ausreden. Doch Ferdinand gelingt es, ohne dass Luise etwas ahnt, sie beide mit einer Limonade zu vergiften. Sterbend gesteht Luise ihm ihre Unschuld – zu spät.

 

Märkische Allgemeine Zeitung vom 2.10.2007

Märkische Allgemeine Zeitung (ms, 12.10.2007)

Drama erster Klasse

„Kabale und Liebe“ Theater in der Kirche jüngst in Fretzdorf

 

FRETZDORF Eine Premiere gab es kürzlich in Fretzdorf. Erstmals in der Geschichte der mehr als 300-jährigen Kirche waren die Bewohner des Dorfes zu einem Theaterstück in ihr Gotteshaus eingeladen worden. Das 1784 uraufgeführte Drama „Kabale und Liebe“ des damals 25 Jahre alten Friedrich Schiller stand auf dem Plan. Und das Ensemble vom Verein „Theater in der Kirche“ vermochte es, auch mit dem Abstand von 223 Jahren die Zuschauer zu fesseln.

 

Zu erleben war in der Inszenierung von Heidi Walier eines der klassischen Liebesdramen der Theatergeschichte: Ferdinand (Nico Walier), der Sohn des Präsidenten von Walter (Gernot Ernst), liebt Luise (Sita Griem), Tochter des Musikus Miller (Frieder Ott). Doch beiden Vätern widerstrebt die unstandesgemäße Verbindung. Der Präsident versucht, seinem Sohn die Heirat mit Lady Milford (Nadja Leonhard), der Mätresse des Fürsten aufzuzwingen. Doch der lehnt entschieden ab, und so kommt es zu einem teuflischen Plan, den Wurm (Milos Kostic), der Sekretär des Präsidenten, ausheckt. Er hat selbst ein Auge auf Luise geworfen und zwingt diese, einen von ihm diktierten Liebesbrief an den Hofmarschall von Kalb zu schreiben, da sonst ihr inzwischen inhaftierter Vater nicht wieder freikommen würde. Dieser Brief wird Ferdinand zugespielt. Doch es kommt anders als vorhergesehen: Ferdinand vergiftet in rasender Eifersucht die Geliebte und sich selbst.

 

Mit diesem Stück brachte der junge Schiller Missstände seiner Zeit auf die Bühne, die er aus eigener Erfahrung kannte. Das Ausleben einer Liebe, die Standesgrenzen überwand, schien im 18. Jahrhundert kaum möglich. Aber auch die Rücksichtslosigkeit materiellen Denkens kam zum Ausdruck, wenn etwa das Lady Milford durch den Fürsten zugedachte Geschmeide nur deshalb erschwinglich war, weil dieser ohne Skrupel Landeskinder als Soldaten nach Amerika verkaufte.

 

Das Publikum dankte mit lang anhaltendem Applaus und ließ sich auch durch technische Probleme nicht stören. So gab es eine längere Pause, weil die Absicherung der doch schon etwas in die Jahre gekommenen Elektroleitungen in der Kirche für die zahlreich installierten Scheinwerfer nicht ausreichte. Ansonsten bot der intime Charakter der Fretzdorfer Kirche den richtigen Rahmen für das Stück. Eine eigens aufgebaute Bühne sorgte dafür, dass man auch aus der letzten Reihe eine gute Sicht auf die Akteure hatte. In der Pause und nach Abschluss des Stückes gab es Kulinarisches, das die emsigen Mitglieder des Fördervereins der Dorfkirche liebevoll vorbereitet hatten. So bleibt nur, allen Beteiligten für den Nachmittag zu danken, der mehr als 400 Euro an Spenden erbrachte.

 

Das Stück wird auch am 14.Oktober um 15 Uhr in der Kirche Gadow (bei Wittstock) aufgeführt. ms

 

Märkische Allgemeine Zeitung vom 12.10.2007

Märkische Allgemeine Zeitung (saw. 15.10.2007)

Von Liebe und Intrigen

Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ in der Wustrauer Kirche

 

WUSTRAU Emotionen, Leidenschaft und Professionalität – dies sind wohl die Dinge, die ein gutes Theaterstück ausmachen. Vereint in einer Aufführung wurden diese Komponenten am Sonnabend in der Wustrauer Kirche. Dort besuchte die Theatergruppe des Vereins Theater in der Kirche das zweite Mal Wustrau und gab eine eigene Version von Friedrich Schillers "Kabale und Liebe" zum Besten. "In dem Stück geht es um Liebe, Macht und Intrige, um aktuelle Themen also", sagte Regisseurin Heidi Walier.

 

Ferdinand, Sohn des Präsidenten am Hofe des Herzogs, verliebt sich in die bürgerliche Luise, die Tochter des Musiklehrers Miller. Miller ist bewusst, dass die beiden wegen des Standesunterschieds niemals heiraten können. Da auch Wurm, der Sekretär des Präsidenten, in Luise verliebt ist, heckt er einen teuflischen Plan aus, der die Geschichte mit dem tragischen Tod der Liebenden enden lässt.

 

Die dramatische Vorstellung der sechs Schauspieler sorgte unter den Zuschauern für Begeisterung. "Es war sehr emotional. Ich fühle mich, als wäre ich mittendrin gewesen", sagte die Wustrauerin Edith Pudrycki erfreut.

 

Das Ensemble um Regisseurin Heidi Walier tourt derzeit durch Berlin und Brandenburg und tritt zumeist in kleinen Dorfkirchen auf. Sie werden von dem Förderverein Alte Kirchen Berlin-Brandenburg unterstützt und möchten mit den 14 Vorstellungen auf die Gotteshäuser aufmerksam machen. Die Regisseurin selbst entdeckte vor zwei Jahren die Wustrauer Kirche und fragte bei Pfarrerin Rose Möllhoff-Mylius nach. "Mir erschien das sehr reizvoll", sagte die Pfarrerin. Trotz des freien Eintritts waren aber leider nur wenige Besucher gekommen. saw

 

Märkische Allgemeine Zeitung vom 15.10.2007

Ruppiner Anzeiger (Brian Kehnscherper 15.10.2007)

Liebe und Macht

Schillers „Kabale und Liebe“ in der Wustrauer Dorfkirche aufgeführt

 

WUSTRAU Ein Netz aus verbotener Liebe, Machtgier und Intrigen entspann sich am Sonnabend in der Wustrauer Kirche. Friedrich Schillers Kabale und Liebe wurde dort in einer gerafften Fassung aufgeführt.

 

Lediglich sechs Schauspieler brauchte die Regisseurin Heidi Walier, um das bürgerliche Trauerspiel zu inszenieren. Der Text war auf das wesentlichste gekürzt.

 

Die Handlung des Dramas ist sehr verstrickt: Ferdinand, Sohn des Präsidenten von Walter, liebt das bürgerliche Mädchen Luise. Sein Vater verfolgt andere Pläne. Er möchte, dass Ferdinand um die Hand der Mätresse des Herzogs, Lady Milford, anhält. So will der Präsident seinen Einfluss am Hof vergrößern. Doch Ferdinand rebelliert gegen seinen Vater, also heckt der Präsident mit seinem Sekretär Wurm, der ebenfalls um Luise wirbt, einen infamen Plan aus: Er lässt Luises Vater verhaften. Wurm erklärt Luise, sie könne ihren Vater nur vom Tod retten, wenn sie dem Hofmarschall von Kalb einen Liebesbrief schreibt. Zudem muss sie einen Eid auf Gott ablegen, dass sie den Brief aus freien Stücken geschrieben hat. Widerwillig leistet sie Folge. Der Brief wird Ferdinand zugespielt, und macht ihn rasend vor Eifersucht. Luise sieht nur noch einen Ausweg aus den Verstrickungen: Selbstmord. Ihr Vater bringt sie davon ab. Doch Ferdinand, blind vor Wut, vergiftet sie und sich selbst. Sterbend sieht Luise sich von dem Eid befreit und offenbart Ferdinand die Intrigen.

 

Trotz der kleinen Besetzung gelang es dem Ensemble, die vielschichtige Handlung darzustellen. Zwar spielten die Schauspieler ihre Rollen zum Teil etwas hölzern, doch kam die Aufführung beim Publikum gut an. Vor allem Milos Kostic wusste die Gäste zu überzeugen. Er spielte den hinterhältigen Charakter des Wurm sehr überzeugend. Mit seiner Betonung, Mimik und Gestik unterstrich er das intrigante und kriecherische Wesen seiner Rolle. Als Wurm beispielsweise Luise überredet, den Brief an den Hofmarschall aufzusetzen, lächelte er süffisant und rieb sich die Hände.

 

"Die Inszenierung ist amüsant", fand Ilona Drietchen. Ihre Begleiterin Katrin Krause ergänzte: "Es ist schon etwas Besonderes, so ein Stück in einer Kirche aufzuführen." Gegen den begrenzten Platz in dem Gotteshaus galt es anzuspielen. Bei einer derart kleinen Bühne fällt es schwer, dem Text durch Körpersprache Leben einzuhauchen. Doch die Schauspieltruppe hat Erfahrung mit solchen Bühnen. Sie bildet das Projekt "Theater in der Kirche". Seit sechs Jahren touren sie mit ihren Stücken durch die Kirchen Brandenburgs. Der Eintritt ist stets frei, doch wird im Anschluss an die Aufführung um Spenden gebeten. Die Einnahmen kommen zur einen Hälfte dem Verein, zur anderen dem Erhalt der Wustrauer Kirche zu Gute.

 

Rezension vom 15.10.2007 im Ruppiner Anzeiger